Die Monde im Sonnensystem
Noch bis vor wenigen Jahrzehnten waren die Monde der Planeten unseres Sonnensystems nichts als Lichtpunkte im Teleskop, und niemand hätte sich träumen lassen, dass viele davon in Wirklichkeit statt toter Körper ganz eigene, sehr differenzierte Welten mit einer komplizierten Entwicklungsgeschichte, bis heute andauernder Aktivität und zum Teil höchst exotischen Eigenschaften sein können. Die moderne Raumfahrt jedoch machte mittels bildgebender Verfahren und anderer Sensorik in diesem Bereich Entdeckungen möglich, die den neuen Wissenschaftszweig der Planeten- oder Astrogeologie mitbegründet haben.
Die beiden inneren Planeten, Merkur und Venus besitzen, so weit man bisher weiß, offenbar keine Monde. Der dritte Planet, die Erde jedoch gleich einen der vor allem relativ zu seinem Mutterkörper gesehen grössten, und, als rein silikatisch aufgebauten Körper, auch dichtesten, der daher eine Sonderstellung im Sonnensystem einnimmt. Den äußersten terrestrischen Planeten, Mars, umkreisen zwei kleine eingefangene Asteroiden, Phobos und Deimos genannt, als Satelliten. Ganze Mondsysteme bewegen sich um die grossen Gasplaneten, Jupiter besitzt über 60 Monde, davon 4 planetengrosse, Io, Europa, Ganymed und Kallisto, die als die galileischen Monde bekannt sind und unter denen mit Io der vulkanisch aktivste Körper des Sonnensystems und mit dem Eismond Europa einer der Kandidaten für mögliche Bioaktivität sind. Auch Saturn umkreisen an die 60 oder mehr Monde. Mit dem kleinen, aber geologisch sehr aktiven Eismond Enceladus mit Geysiren und Eistektonik sowie dem planetengrossen Titan mit dichter Atmosphäre, aktiver Meteorologie und biochemischer Aktivität ist das Satellitensystem des Ringplaneten wohl das exotischste und interessanteste im Sonnensystem. Uranus hat fast 30 Monde und auch
bei Neptun sind bisher 13 Monde bekannt, darunter der grössere Mond Triton, der wie Europa und Enceladus Kryovulkanismus und eine dünne Atmosphäre aufweist, sowie der völlig chaotisch strukturierte Mond Miranda, dessen tektonische Eigenschaften auf eine bewegte Kollisions-Geschichte hinweisen. Auch Pluto, heute nicht mehr als echter Planet angesehen, besitzt mit Charon einen im Verhältnis besonders grossen Mond und zwei weitere kleine
Satelliten, die offenbar alle bei einem Zusammenprall Plutos mit einem anderen grossen Objekt des Kuipergürtels entstanden sind. Selbst einige Asteroiden haben Begleiter, so zum Beispiel Ida, ein grosser felsiger Körper, der von dem nur kilometergroßen Dactyl umkreist wird. Auch im Kuipergürtel scheinen viele der grösseren Eisplanetoiden Begleiter zu haben.
Neben den echten Monden, die ihren Mutterplaneten direkt auf kreisförmigen oder elliptischen
Bahnen umkreisen, kommen auch so genannte Trojaner vor, die gravitativ an die Bahn ihres Planeten gebunden sind, und diesem etwa auf seinem Umlauf um die Sonne folgen oder ihm
vorauseilen. daneben gibt es weitere ko-orbitale Körper, die komplizierte Bahnbewegungen
ausführen, die erkennen lassen, dass sie dauerhaft oder sogar nur zeitweise an die Bahnen
der Planeten oder sogar an die Bahnen wiederum anderer Monde gekoppelt sind.
Dr. H. Sulzer, 02. 11. 2007, hsulzer(at)t-online.de